Beton...geliebt, gehasst und angewandt..

Markus Spiegelfeld

Das betonieren als vorindustrielle kulturtechnik lässt sich nicht nur wörtlich als formender eingriff in den wachstumsprozess von gebäuden verstehen,sondern auch im übertragenen sinn für die erziehung des kindes.zumindest seit dem konfessionellen zeitalter gehört die metapher des betonierens der jungen menschen zu einem gewissen verhalten zum standard einer pädagogischen mobilisierung,die das seelenheil mehr und mehr durch forsche methoden der selbst-und der sozialdisziplinierung zu garantieren trachet,wobei die gefahr des zum brechen führenden zu starke betonieren stets present blieben.die pädagogik entsteht schliesslich als die wissenschaftliche disziplin des betonierens schlechthin,
und zwar in dem moment,in dem die konfessionellen disziplinierungsverfahren ihre heilsichernde kraft zu verlieren drohen und vermehrt innerweltliche existenzideale wie autonomie,authentizität,souveränität oder originalität ebenso wie die kommunalen ideale von gleichheit,gerechtigkeit oder solidarität aufgerufen werden Je problematischer nun die implementierung vorhandener regeln empfunden wird,desto grösser wird der reflexionsbedarf hinsichtlich dessen,was mit erziehung überhaupt erreicht werden soll.
Ob das kind nun als tabula rasa,der alles aufoktroyiert werden kann,wie bei john lock begriffen wird oder als medium einer natur,der nur durch sanften druck die richtung gegeben werden soll wie bei jean jacques rousseau,in beiden fällen steht nicht mehr die implementierung vorhandener,disziplinärer regeln und konfessioneller glaubenssätze im zentrum,sondern die befähigung, sich im sinne der existentiellen und l oder der komunalen ideale zu entwerfen
Erst darin entfaltet sich der pädagogische anspruch,nicht als rein funktionale mittel-zweck relati on verstanden zu werden,sondern als spannungsform,die zwischender notwendigen gesellschaftlichen reproduktion und der ständigen neuerfindung eines jeden einzelnen vermittelt
Denn genau die selbsterfindung soll reproduziert werden als eine höchst reflexible art des betonierens hin auf ein nicht oder doch betoniert sein
Entscheidend für die pädagogische konstellation bleibt,dass die ideale nur mit hilfe eines lehrperson als erreicht werden können- und somit letztlich gar nicht.
Den gerade die selbst bestimmung scheint flankierender mass­nahmen in form der reflexiven disziplin der pädagogik zu bedürfen.schliesslich müssen ideale erst benannt,von anderen verhaltensformen abgegrenzt und wege zu ihrer aneignung gewiesen werden
Unschuldig sind in diesem modell nicht die kinder sondern deren begleiter
Doch selbst der unwissendste lehrmeister verfolgt ziele..sonst wär er nicht lehrmeister
Gerade seine unwissenheit fungiert als ideal einer erziehung,das noch der freiesten form der selbstbestimmung einen rahmen,eine form der entfaltung,einen immer schon zubetonierten raum zu verfügung stellt Deshalb muss auch das pädagogische zeichen des ichs schlechthin betoniert werden...
Tief verwurzelt in einer anthroplogie der materialien-nach adams sind die menschen jene affen die die lemuren verdrängen konnten-schreitet die evolution weiter fort..der beton wird zum disziplinarischen instrument zur klaviatur,auf der die pädagogik spielt...ihr ziel war den beton zu verinnerlichen
Doch der zögling weigert sich zusehends, diesen in seinem inneren aufzunehmen..er will ihn vielmehr selbst in die hand nehmen
Wer weiss was man mit beton alles anfangen kann.......