72 Jungfrauen

72 Jungfrauen

von Adalbert Franz Josef Strebl

 

Ich betrachte die Speisen, die Getränke, den roten Samt. Nicht zuletzt die jungen und ausgesprochen hübschen Frauen in großer Zahl, 72 wohl, ganz sicher, gefestigt im Glauben, es müssen 72 sein. Und Jungfrauen, allesamt.

 

Sie betrachten mich. Verunsichert. Natürlich. Jetzt ist der Zeitpunkt ihre große Aufgabe zu erfüllen, so wie ich meine große Aufgabe erfüllt habe. Sie tuscheln. Sie werfen Blicke zu mir. Sie kichern, manche, manche mit etwas Ekel im den Augen, klar erkennbar. Kichern finde ich unfair, den Ekel verstehe ich ein wenig.

 

Ich betrachte mich. Mein nackter, muskulöser Oberkörper. Meine starken Arme. Die schlanken, aber kräftigen Beine. Meinen… ich bekomme eine Erektion. Ich wundere mich, dass das funktioniert.

 

Auch die Jungfrauen sehen verwundert drein. Das verstehe ich gleichfalls.

 

Ich versuche mit meiner rechten Hand meinen Penis zu berühren. Es geht nicht. Seltsam, das eine funktioniert, das andere nicht.

 

An sich vermute ich, dass ich schön drapiert wurde, auf den roten Samtkissen. Aber von der Anordnung insgesamt etwas… ungeschickt, also keinesfalls meiner Anatomie entsprechend, so wie sie war vor meiner großen Tat. Etwas… durcheinander wurden sie verteilt, meine Körperteile. Optisch vermutlich schön anzusehen, ich kann das nicht beurteilen, mir fehlt der Überblick, von meinem roten Samtkissen aus, zirka in der Mitte von all den anderen Samtkissen, auf denen ich liege.

 

Ich wurde nicht belogen. Mein Glaube ist richtig. Alles stimmt. Ich bin im Paradies. Mit 72 Jungfrauen, die nur für mich da sind. Ich hatte und ich habe Recht.