Geschichte ohne ... typisch österreichisch

 

Schmidt Harry

 

Teil 1 – die Preuss’nIn Hradec Kralove ereignete es sich, zu Deutsch Königgrätz, Albtraum der österreichischen Großmacht­fetischisten. Hier hatten sie es uns ja gezeigt, dass mit der Gemütlichkeit und so, Vorderlader ist immer gut, besser nix neich’s, aber da hatten sie sich verschätzt, unsere Großkopferten, denn die andern, genauso Großkopferten, die kamen mit der Zündnadelpuffn, und da ham’s g’schaut oder besser nicht mehr schauen können, denn die paar Preuss’n haben’s z’sammputzt ritsch-ratsch, so schnell konnte man gar nicht schauen.Fazit: Penis einziehen und Abmarsch. Ist nun schon ein paar Jährchen her, jetzt, man schreibt den 3x7ten September im sechsten Jahr des dritten Milleniums, sitze ich bei strahlendem Sonnenschein, die Morgennebel haben sich verzogen, im schattigen Garten eines Altstadt­cafes; „Summer Garden“ nennt sich das Lokal auf cool neutschechisch. Habe zuvor mit der Liebsten telefoniert, bin daher guter Stimmung und habe endlich Lust, diesen geistlosen Artikel zu schreiben, in dem alles stehen darf, nur nicht der viertletzte Buchstabe unseres Alphabets. Als ob das ein Sakrileg seien könnte oder sollte oder eben ...ist. Dem dieses blöde Thema eingefallen ist, ist im Ernst nicht zu helfen.Glaubt er vielleicht, um die in uns allen steckende Neugierde zu befrieden, man immer und überall fragen muss, ob jemand an irgendeinem Ort oder zu irgendeiner Zeit irgendeine Sache getrieben hat oder doch nicht und ob es da eine Begründung dafür gibt oder nur der blanke Unsinn regiert. Ich für meinen Teil bin jedenfalls nicht so gleich den Anderen, ich gebe es auch klipp und klar zu, ich bin also neugierig. Die Sachen der Anderen interessieren mich und ich stecke meine Nase in alles um alles zu erfahren und alles einteilen zu können in Hell und Dunkel, Bleichgesichter und Neger – den derzeit politisch korrekten Ausdruck verbietet man mir ja -, in Gerade und Lustige – da bräuchte es jetzt ein bisserl Englisch, kann’s aber eh schreiben, auf Englisch meine ich, denn „straight“ und „gay“ sind allemal „clean“...Na, habe jetzt ein bissel viel philosophiert und auf die Geschichte vergessen. So sich die Österreicher einst peniseinziehend zurückgezogen hatten, kommen sie heute aufs Neue zurück, freilich nicht zur Schlacht sondern zum Kongress – da braucht man nix einziehen – Betonbau, um keine Missverständnisse zu erzeugen, das liegt uns, hier samma stark, der Präse unseres Betonvereins – die verlangte Konvention dieses Artikels nimmt mir die Last ab, seinen Namen in dubio unausgesprochen zu lassen - hat auch gleich alle mit einem jovialen „jak se mas“ angemacht, sollte korrekt „jak se mate“ heißen, das „mas“ – richtig ausgesprochen „maš“ – ist so ein familiäres Du, Anbiederung und Überheblichkeit in Einem zeigend, einfach urösterreichisch.Nur greifen die Gastgeber nicht zur Zündnadelpuffn gleich den Preissn damals, sondern lächeln freundlich und verharren, um sich anschließend mit einer ebenso peinlichen Pseudotanzeinlage zu revanchieren. Der Kongress tanzt also, diesmal halt in Königgrätz, das sich stolz nicht mehr als Festung, sondern als „Salon“ der Republik präsentiert. Und in der Tat, es ist ein mirakelbarer Ort mit mirakobilem  oder mirakulösem, vielleicht auch mirakulinem historischen Stadtkern. So bietet der „Bilý Vež“, dem Namen entsprechend aus ganz hellem Stein, einen fantastischen Blick über die Umgebung, den man in vergangenen Jahrhunderten zur Frühbeobachtung von Feuern nutzte und sogleich die Löschtrupps aussenden konnte. Die Preissn haben also ein gar nicht so schlechtes Erbe hinterlassen...Teil 2 – die BosnierZur Ehre des Gastgebers darf den lieben Bosniern der österreichische Kakao nicht erspart bleiben. Also begebe ich mich in Bosniens Hauptstadt, die ich mich getraue hier namentlich anzuführen; Mit dem Risiko, bei eingefleischten Deutschschreibmasochisten die Disqualifikation herauszufordern: Sarajevo, bitte mit „Vau“. Es ist in der Tat bekannt, dass die Stadt vieles mitgemacht hat und entsprechend danieder lag, bis Stefan kam und einhundertachtundsechzig hübsche Apartments hinzauberte, für die Be-dürftigen, versteht sich, besonders für die, die das Be auch sonst haben. Nun gilt es, eine abschließende Benotung dem guten Oeuvre zu geben, das heißt noch ein bisschen lästig sein und die Baufirma zu ein paar mehr oder minder nützlichen Reparaturtätigkeiten zu verdonnern. Morgen gibt es da hoffentlich gute Miene zu gutem Spiel und dann ab zurück nach Hause, denn:Der Spaziergang durch die Stadt zeigt ein ziemlich konstantes, mir bereits bekanntes Bild: desolate Gebäude notdürftig geflickt, Straßen und Gehsteige kaputt, Bettler und Promenierende zahlreich, Autos und Straßenbahn dem Schrott entsprungen. Beeindruckend bedrückend die beiden Gedenktafeln an der zerstörten und bis aufs Dach – das haben die braven Österreicher ja doch gleich draufsetzen lassen - noch nicht in Stand gebrachten Vijecnica, seinerzeit Rathaus und Bibliothek: „niemals vergessen und sei stets auf der Hut!“ steht da auf Bosnisch und Englisch. Super, Friede und Neuanfang als „Gott sei bei uns“. Historisch galt es hier nicht gegen die Preuss’n, sondern die Türken aufzuzeigen. Und das gelang um eine Spur besser, vielleicht nicht nachhaltig, doch schließlich berührt die Sache mit dem Thronfolger heute noch manchen Bosnier peinlich. Den Tschechen ist die Vorderladermisere der Ösis hingegen ziemlich Blunz’n, man ist sogar versucht zu sagen, die hatten sich klammheimlich darüber gefreut, die in Sarajevo hingegen, die freuen sich über jeden, der gibt, und gefüttert haben die Österreicher allemal gern, sieht man ja schon an den Tauben.Schade nur, dass Sarajevo und Salon kein Begriffspaar darstellen, das einem auch noch so positiv gesonnenen Zeitgeist entspringen könnte. Dafür aber haben sie uns lieb, die Bosnier, fühlen sich uns vielleicht gar familiär auf irgendeine Art verbunden, so als Taschengeldempfänger und so. Gleich einer sich balgenden Kinderstube schlimmer Lausbuben dreschen sie sich halt gerne gegenseitig die Nasen und sonstigen Körperteile blutig, und die Österreicher als liebe und unfähige Eltern schauen dem Treiben bekümmert sorgenvoll bis amüsiert helfend zu. Ja, da kann gar nix anderes herauskommen.


Teil 3 – Schluss (Epilog)

Lieber aufmerksamer Leser, unabhängig Ihrer / Deiner Nationalität ist Ihnen / Dir nach der viel zu kurzen, skizzenhaften und dabei doch schon faden Lektüre der beiden ersten Teile  - erstaunlich, dass Stümperei und Dilettantismus nach unten kein Limit zu haben scheinen -  doch eines gleich Schuppen von den Augen gefallen – falls Sie / Du natürlich blind sind / bist, ist das auch egal, dann bleibt alle Erkenntnis unverändert - : Österreich, das heißt seine Bürger, stellen gemeinhin das dar, das niederzuschreiben die Konvention der diesjährigen Krachmannpreis Konkurrenz nicht gestattet - und es die Auslobenden in Sorge allfälliger Nestbeschmutzung vielleicht gerade darum auch so gefordert haben – und jetzt als Schlusspunkt doch genannt sei, das WEH!