Vorwort

Zum 3. Mal hatten sich der auserlesene Kreis von Literaten und die hochkarätige Jury im Waldviertel zurückgezogen um in fairem Wettstreit einen Sieger zu küren.
Ich war leider verhindert und konnte nur ganz wenigen Beiträgen lauschen.

Schon bei diesen Höhenflügen fiel mir auf, dass es um die Unterscheidung der Werke der Literatur von solchen Texten, die nicht Literatur sind, geht, wobei ich voraussetze, dass es wenig ausschlaggebend ist, wie literarisch die Texte sind. Es mag philosophische Werke geben, die literarischer sind als so manche Literatur, aber das scheint mir kein tief greifender Unterschied zu sein.

Angebracht wäre es wohl auch, das gängigere Unterscheidungskriterium, das in der Trennung von Fiktion und Faktum besteht, als irrelevant auszuschließen. Die Fiktion kann nämlich durchaus falsch sein – in dem Sinne etwa, dass sie falsche Aussagen enthält – ich für mein Teil empfinde es stets als sehr störend, wenn ich auf so etwas stoße.

Betrachten wir zwei isomerische Texte.

Texte, die durch die gleichen Elemente im gleichen Gewichtsverhältnis charakterisiert sind, die sich jedoch in ihren Eigenschaften unterscheiden – der eine ist Literatur, der andere nicht. Wir suchen also einen Unterscheid, mit dem sich das erklären lässt, und zwar, nach Maßgabe der organischen Chemie, in ihren Strukturen. Und damit die Bedingungen möglichst extrem sind, wollen wir annehmen, diese Texte seien in so vielerlei Hinsicht identisch, dass man die Unterschiede, die vielleicht noch bleiben, nicht ernstlich als Erklärung der Präsenz oder Absenz jener Eigenschaft in Erwägung ziehen kann.

Das ist ein ungeheuer schwieriges Problem; mich drücken diese Schwierigkeiten sehr, habe ich mich doch immer wieder damit abgemüht, zu versuchen, gewisse Ideen ganz zu Verkörperung zu bringen, als hätten sie sich mir erst in fleischlicher Gestalt und nicht im Geist gezeigt. Ich halte die ästhetische Belehrung für die höchste Form der Belehrung überhaupt, weil sie sich mit dem Leben in seiner höchsten Komplexität befasst. Doch wenn sie aufhört, rein ästhetisch zu sein, – wenn sie irgendwo das Bild mit dem Diagramm vertauscht –, wird sie die anstößigste Form der Belehrung überhaupt.

…… wie immer auf höchsten literarischen Niveau!

Gratuliere dem würdigen Champion und allen Kombattanten.
Willkommen im Olymp...!
Danke der Gastgeberin!

                Markus Spiegelfeld