Vorwort

Eine literarische Institution hat sich im Waldviertel behauptet und fordert von den geladenen Hobbyliteraten jedes Jahr neue Kreativität, Phantasie und unbändige Schaffenskraft. Gerade beim 4. mal waren die Herausforderungen ultimativ, zumal das Thema vorab zum ersten Mal in einem demokratischen Abstimmungsprozess an den Iden des Märzes gemeinsam diskutiert und zuletzt einvernehmlich beschlossen wurde: VOLAPÜK

Das erste Erstaunen war groß, unglaubwürdig starrte ich und wie glaube, auch die anderen Freizeitliteraten auf diese sieben Buchstaben. Kann es eine Steigerung „der Ausgeburt des schlechten Geschmacks geben?“ Hat die Zustimmung zu diesem Thema unter Drogeneinfluss wie Waldviertler Mohn und Alkohol stattgefunden und unsere Sinne komplett vernebelt?

Leider musste ich aus Beruflichen und privaten Gründen w.o. geben obwohl jede freie Minute in den Sommermonaten dieses Thema durch meine Ganglien lief.
Nach Überreichung der Manuskripte durch den Veranstalter las ich mit steigender Begeisterung die Texte, die zum Thema passend nicht unterschiedlicher sein konnten.

Von Kochrezepten, sprachkundigen Abhandlungen, spannenden Alltagsgeschichten, politisch vorstellbaren Berichten bis wissenschaftlichen Erklärungen des Wortes sowie geistreiche Kommentare zu dem Thema reicht der Bogen der eingereichten Arbeiten und machte die Beurteilung durch die Jury nicht einfach, nein fast unvorstellbar schwierig, da jeder Beitrag seine eigene Qualität hatte. Ein Kompliment an die Jury, die wie jedes Jahr einen würdigen Sieger gefunden hat.
Was macht den Reiz aus, ich zitiere kurz aus dem Siegerbeitrag, „wenn Bürger sich über beträchtliche Zeiträume doch intensiv mit einem eher absurden Thema befassen“? Ist es Zwang in der Gesellschaft, ist es Herdentrieb oder doch etwas anderes?

Ich glaube, dass wir alle von Stefan gefordert werden wollen, der uns an die Grenzen unserer Phantasie treibt und uns zwingt zu nicht all­täglichen Situationen Stellung zu beziehen. Wir alle müssen neue Kreativität entwickeln und werden aus dem Trott des Berufes, der täglichen Banalitäten und sprachlichen Sinnlosigkeit von Seitenblickekommunikation herausgerissen. Es ist eine auf höchstem Niveau stehende Gedächnisakrobatik, die bei allem Jammern und Wehklagen zufolge des Themas doch erheblichen Spaß bereitet, der durch die Form der Präsentation und Jurybewertung im gemütlichen Rahmen eine würdige Darstellung der Leistungen ergibt und somit ein Beitrag zu unserer aller Lebensqualität ist.

Ich gratuliere dem Gewinner, aber auch allen anderen Beitragserstellern, danke der Jury für ihren Einsatz und spreche dem Hausherrn und der Gastgeberin meine Hochachtung aus, was sie wieder für alle geschaffen haben.

Auf ein neues „Volapük“ im Jahr 2009 freut sich

                      Reinhard Mechtler