VOLAPÜK

Wurst Stefan


Aha.
Volapük also.

So eine Freude.

Nach Esperanto und Pimperanto (© Walter Moers) nun also Volapük.
Toll.

Stellt sich die Frage, ob man sich zum Thema oder über das Thema verbreitern soll.

Letzteres – über das Thema – würde wohl die Behandlung der Frage bedeuten, wie eine gewisse, als loichtlebig bekannte Person – ich nenne keine Namen – Jahr für Jahr ansonsten im Zivilleben weitgehend unauffällige, angepasst–normale Bürger (man beachte bitte in diesem Zusammenhang das zur Entlastung der Jury weggelassene „-Innen“ nach „Bürger“) dazu bringt, ja nachgerade dazu zwingt, sich über insgesamt beträchtliche Zeiträume, wenn auch auf weitgehend sinnfreie Art und Weise, so doch intensiv mit einem doch eher absurden Thema zu befassen.

Für die Behandlung des Themas als solches, also Ausführungen zum Thema, spricht auf den ersten Blick wenig. Schließlich hat der Autor dieser Zeilen anlässlich der ersten Zusammenkunft der Krachmänner (damals noch ohne Krach-Frauen) einen – von der gehobenen Literaturkritik und den Medien – viel zu wenig beachteten Beitrag zum Thema „Anzeichen für vulkanische Aktivität in Mitteleuropa“ geliefert, mit dem er eine wundervolle Rezension der gleichnamigen Oper vortrug, die (nebst tief-tiefster Einblicke in deren Entstehungsgeschichte und die persönlichen Verhältnisse des Autors und der Protagonisten der Premiere) von der Jury, die übrigens mit der heute hier – so wundervoll kompetent-schön-angenehm-reizend-sympathisch-intellektuell – anwesenden Jury teilweise personalident ist, lediglich für einen Trostpreis qualifiziert wurde, da – so der weise Ratschluss der vorgenannten Jury – eine – wenn auch geringfügige – Verfehlung des Themas zu konstatieren gewesen wäre.

Man sieht also: Das Gefahrenpotenzial ist enorm.

Soll man also? – nämlich sich zum Thema äußern – oder soll man nicht?

Zurückkommend auf den vorgenannten Beitrag des hier aktuell vortragenden Krachmanns ist nämlich durchaus positiv hervorzuheben, dass er – der Beitrag – mit einem Trostpreis belohnt wurde! (Immerhin war der Trostpreis ein einzigartiges Kleinod, das der Trostpreisträger nebst dem im Vorjahr gewonnenen 2. Preis (einem Ehrenabzeichen für 60-jährige SPÖ-Parteizugehörigkeit) in seiner Krachmannvitrine aufbewahrt, nichts Geringeres als ein Schnapskartenspiel, bestehend aus fast allen zu einem solchen Spiel gehörigen Karten, das durch das Konterfei des hier zweifellos allen in liebevoller Erinnerung befindlichen Bundesministers Robert Lichal aufgewertet wurde. Wer hier glaubt, es wäre Robert Lichal lediglich in die Herz-Buben oder in die Pik-Könige eingearbeitet worden, liegt falsch! Robert Lichals Ge-, ähem! – also Ge-, hmmm, also Ge-SICHT, wenn man es denn so nennen will, war auf allen, ich betone allen!, Rückseiten der Karten durch eine fotografische Abbildung präsent!

Angesichts solcher Trostpreise für Themaverfehlungen erhebt sich natürlich ernsthaft die Frage, ob nicht ganz bewusst und absichtlich das Thema verfehlt werden sollte!
Andererseits – was spräche dagegen, über das Thema zu sprechen, also darüber, wie eine gewisse Person, deren Namen weiterhin ungenannt bleiben soll, es schafft, Jahr für Jahr solche Themen, - für Altphilologen: „Themata“, zu erfinden.

Volapük.

Allein der onomatopoetische Subtext ist ein Linguisten-Leckerbissen. Wer würde bei dieser genialen Wortschöpfung – Volapük! – nicht an die aus dem Pimperanto stammende lehnwortartige Vereinnahmung des wundervollen ungarischen Ausdrucks „fözelék“ denken?

Fözelék – was für eine lautmalerische Kraft!

Es handelt sich - wie alle hier Anwesenden selbstverständlich (und seit immer schon) wissen, bei „fözelék“ um die ungarische Bezeichnung für ein – vor allem dort, in Ungarn – beliebtes Gemüsegericht, genau genommen – angeblich – für das ungarische Wort für „Gemüse“ schlechthin!

Onomatopoetisch genossen vermag das Wort „Volapük“ Assoziationen mit carintisch-slowenischen Ortstafeln, pannonischen Kurorten oder Namensvorschlägen für noch unbenannte Kontinente wecken.

Als „Weltsprache“ muss man Volapük ja wohl eher als nicht so sehr verbreitet konstatieren.

Angesichts der bereits existierenden zirka 5.000 lebenden Sprachen mutet das Unterfangen der Erfindung einer weiteren Sprache – noch dazu als Weltsprache – ja sowieso etwas merkwürdig an.

Apropos „etwas merkwürdig“:

Damit wären wir wieder bei der Themenauswahl durch die – weiterhin ungenannte – Person, die sich ja darin gefällt, uns alljährlich hierorts unter dem Vorwand zu versammeln, es interessiere sich irgendjemand – außer uns selbst und der dafür engagierten und hochbezahlten Jury – für unsere literarischen Hervorbringungen.

Andererseits: Ich bin schon immer neugierig darauf, was den anderen Krachmännern und Krachfrauen so zu den von der (weiterhin ungenannt bleibenden) Person vorgegebenen Themen einfällt!

Diesen Faden fortspinnend möchte ich zum Thema „Volapük“ Folgendes berichten:

Ich habe dem durchaus lehrreichen Eintrag unter Wikipedia im Internet entnommen, dass der Herr Pfarrer Johann Martin Schleyer zunächst aus der deutschen, der englischen, französischen, italienischen, spanischen und nicht zuletzt der russischen Sprache, versucht hat, eine gemischte Sprache zu konstruieren.

Ich habe mich der – angesichts der Bedeutung des Krachmann-Wettbewerbes nicht als eminent hervorzuhebenden – Mühe unterzogen, deutsche, englische, französische, italienische, spanische und russische „native-speakers“ darüber zu befragen, was ihnen der Ausdruck „Volapük“ sagt. Bei dieser Umfrage habe ich mich darauf beschränkt, Personen aus dem Umfeld der Viertel- bis Halb-Gebildeten zu befragen, um solchermaßen ein realitätsgetreues soziologisches Abbild der Teilnehmer am Krachmann-Wettbewerb wiederzuspiegeln. Im Wesentlichen handelte es sich um Bankdirektoren, Ärzte, Steuerberater, Universitätsprofessoren und Rechtsanwälte, die den genannten Nationen angehören; dies auch, um die natur- und gottgewollte Distanz zu den wirklich ganz und vollständig gebildeten Mitgliedern der anwesenden Jury zu wahren.

Alle von mir Befragten, es handelte sich um 11 deutsche, 7 englische, 3 französische, 18 italienische, 4 spanische und 4 russische Testpersonen, antworteten übereinstimmend, fast wie abgesprochen, dass ihnen „Volapük“ nichts, manche gingen etwas weiter und formulierten ausladender: „absolut rein gar nichts“ sage.

Womit sich, wie man in solchen Fällen regelmäßig zu bemerken gewohnt ist, die sogenannte „Sinnfrage“ stellt: Warum, so frage ich, lässt man es zu, dass eine – hier weiterhin selbstverständlich ungenannt bleibende – Person es bewerkstelligt, dass – wie schon angeführt – ansonsten weitgehend vernünftige Menschen ihr nachgerade Letztes geben, um auf einer an künstlerischem Wert durchaus nicht überaus schwer zu übertreffenden Blumenvase, die auf irgendeinem sozialistischen Pensionistenflohmarkt überteuert um 5,– Schilling erstanden wurde, ihren Namen – als Siegereintrag graviert – verewigt zu finden?

Ich habe mich dieser Frage kontemplativ und auf andere anständige (und unanständige) Arten angenähert. Die Antwort ist ebenso bedeutend wie einfach:

Wie immer, wenn etwas Nennenswertes passiert, steht jemand dahinter:

Volapük! – Ich bitte Sie!

Um gleich dabei zu bleiben, beim „ich bitte Sie“, und im Vorgriff auf die nächstjährigen Krachmann-Jubiläums-Festwochen stehle ich bei mir selbst:


Ich bitte Sie - zum Schluss und Ende:

BEDIENEN SIE SICH IHRER HÄNDE,
ALLER BEIDER, BITTE SEHR,
SIE SEHEN GLEICH, ES IST NICHT SCHWER:
DIE SPITZEN VON SICH WEGGERICHTET,
DAMIT DIE LUFT, DIE SICH VERDICHTET,
ENTWEICHT MIT EINEM LAUTEN KRACH,
SOBALD DIE BEIDEN, DIE NUN FLACH,
MAN(n) SCHNELL UND FEST ZUSAMMENFÜHRT,
SOLANG, BIS MAN ES RICHTIG SPÜRT:
DEM ERFINDER, DANN IST`S AUS:
DES KRACHMANNPREISES – EIN APPLAUS!