Vorwort

„Wo man hinkommt, stets das Gleiche: Pflichten, Schulden, Kinder, Unkraut.“

Warum kommt mir dieses Zitat einer angeblich alten spanischen Volksweisheit in den Sinn, das Lion Feuchtwanger Goya in seinem gleichnamigen Roman in den Mund legt?

Vielleicht, weil es stimmt? Weil es, seinem Inhalt nach, tatsächlich beschreibt, was einen beim „Krachmann“ mit schöner Regelmäßigkeit erwartet: Pflichten (in der hochnördlich gelegenen Casa Loicht antanzen),
Schulden (Beitrag rechtzeitig abliefern und schön vortragen), Kinder und Unkraut (sprechen für sich). Dennoch erwartet den Krachmann (aus Überzeugung auch ohne „Binnen-I“) alljährlich das genaue Gegenteil des – zuvor unterschlagenen – ersten Teils dieses Sprichworts: „Wo man hinkommt, nichts als Ärger.“

Ganz im Gegenteil: Freudig-gespannt und voller Neugier versammelt man sich zu edlem Wettstreit, in wohlig-wonniglicher Eintracht.

Diesem Vorwort wird es nicht gelingen, das Besondere, ja was rede ich, das Einzigartige am Krachmann-Preis, an der Krachmann-Veranstaltung, ja schon an der durch Mail-Kommunikation der Krach-
männer produzierten Krachmann-Vorfeld-Literatur und schon gar nicht an den Preisen selbst einzufangen, geschweige denn, es all-
inhaltlich zu erfassen.

Die würdigen Beiträge der ebensolchen Teilnehmer sprechen natürlich für sich. Die Preisträger 2009, Günter Nowak, Markus Johann Steinbichler und Christian Weimann, verdient allesamt und allemal, werden mir da ebenso Recht geben, wie alle anderen Teilnehmer. Und es war zweifellos mehr als eine Hommage an das heurige Thema – „Großer Bahnhof“ – Victor Stehmann, Sabine und Stefan Loicht und Reinhard Mechtler Sonderpreise für ihr literarisches Lebenswerk zu verleihen. Ein weiser und von allen Krachmännern als höchst überfällig empfundener Schritt, der sicherlich (wie es in der betreffenden Passage der Jurystimmen heißt) in der „Materialisation [der Preise] der … kosmopolitisch-sozialdemokratischen Wohnzimmerästhetik der Krachmann-Tradition gerecht“ wird.

Was will man mehr?

Ein Vorwort braucht es nicht; höchstens, um darauf hinzuweisen, dass der Krachmann schon allein dadurch einzigartig ist, dass dessen Jurystimmen als gleichwertiges Ereignis – sozusagen als Gegenveranstaltung – neben dem Wettbewerb selbst stehen.

Gratulation allen Krachern 2009!
Schimpfschmachschande dem „Binnen-I“!
Gut Krach 2010!

                    Stefan Wurst