Die geheimen Tagebücher eines Billa Verkäufers

Andreas Gruber

 

Jeden Tag beim Billa,
seh ich die Camilla.

Der Anblick ihrer Frisur,
versetzt mich in Erstaunen nur.
Bei ihren Gesten und dem Lächeln,
beginne ich wie ein Hund zu hecheln.

Sie ist so anders, wie alle, die ich kenne,
und wie immer ich es nenne,
bei dieser Sorte,
fehlen mir einfach die Worte.

Zum Beispiel holt sich die dürre Doris,
jeden Tag eine Packung Philip Morris.
Sie hat eine Raucherlunge,
schwarz sind ihre Zähne und die Zunge.

Die Karin kauft nur eine Flasche Gin,
kaum bei der Kasse – ist nichts mehr drin.
Dahingegen schwingt die kräftige Mariandl,
drei Kisten Bier allein aufs Förderbandl.

Fladern tut nur die Barbette,
steckt sich Müsliriegel ins Korsett,
und eine Flasche trockenen Henkel,
zwischen ihre breiten Schenkel.

Und die scharfe Gaby,
kauft Chili und Wasabi.
Und die rassige Michaela,
Bohnen, Mais und eine Paella.
Aber die schärfsten Pfefferoni,
kauft immer nur die Moni.

Die Uta,
kauft nur eine Butter,
und die Josephine,
eine Margarine.
Die Augusta,
Glühbirnen für den Luster.
Und die Grete,
Kerzen für die Fete.

Ein Abführmittel braucht die magere Vanessa,
danach geht’s ihr gleich viel besser.
Gescheiter wär´s eigentlich für die Burgund,
denn die hat zuviel – sicherlich sechzig Pfund.
Aber auch die Mariella,
löffelt immer nur Nutella,
und sogar die Elisabetta,
wird immer fetter.
Am dicksten ist jedoch die Bianca,
hat einen Umfang wie ein Tanker.

Dahingegen kauft jeden Montag die schlanke Jasmin,
eine Palette Diätjoghurt ohne Kalorien.
Und auch die Xanthippe,
ist fast schon ein Gerippe.


Doch von allen hat Olivia die ärgsten Marotten,
isst nur Rosenkohl mit Radieschen und Karotten.
Sie ist so dürr und hat keine Titten,
und wohnt allein in Favoriten.

Und jeden Tag beim Billa,
seh ich die Camilla.

Sie ist so anders, wie alle, die ich kenne,
und wie immer ich es nenne,
bei dieser Sorte,
fehlen mir einfach die Worte.

Zum Beispiel kommt einmal im Monat die Siglinde,
und kauft nur ein Deo und ihre Binde.
Einen Duftstein für die Latrine,
holt sich die Sabine.
Einen Termophor,
die Leonor.

Irgendwo zwischen den Regalen verlegt Sybille,
meist immer ihre Brille,
und muss sich besonders plagen,
wenn sie schiebt den falschen Einkaufswagen.

Hingegen die trockene Christine,
braucht nur eine Tube Vaseline.
Und die ständig geile Corinna,
rote Kerzen für´s Badezimmer.
Doch am schärfsten von allen ist die Olga,
leider ist sie verheiratet mit dem Holger.
Auch nicht ohne, ist die Laura,
ebenfalls verheiratet – mit einem Maurer.
Und leider auch die fesche Tina,
ist zusammen mit einem depperten Wiener.
Und die Yvonne aus Madeira,
zusammen mit einem Steirer.
Aber die Irana,
die will kana.
Und bei der Minna,
ist es noch viel schlimmer.

Jeden Mittwoch kommt die wilde Ireen,
mit ihrem Motorrad aus Wien,
und stopft sich den Kautabak aus der Dose,
in ihre enge Lederhose.

Für ihre Tupperparties braucht die blade Bella,
Servietten, Kerzen und Plastikteller.
Und für ihren Mann, den Angler, braucht die Eva,
aus der Nahrungsmittel-Abteilung, Würmer und eine Dose Käfer.

Um jeweils 300,- Euro kauft die Margarethe,
als Managerin hat sie ziemlich Knete.
Mit Austern, Kaviar, Shrimps und Garnelen,
tut sie ihre Kinder quälen.

Am billigsten hingegen kauft die Mathilde,
bei Schnäppchen ist sie stets im Bilde.
Doch von allen die größten Schnorrer,
sind Ingrid und Deborah.
Die holen sich – um noch mehr Geld zu sparen,
gleich die hinigen Ablaufwaren.

Und kaum will ich zusperren die Bude,
stürzt herein die grausliche Trude.
Schweißflecken so groß wie Arizona,
süß-sauer riecht ihr Aroma.
Doch ein Deo kauft sie nie,
immer nur Strümpfe bis zum Knie.

Ihre Feundin, die Ulla,
ist behaart wie die Tarantula.
Die will wirklich keine Sau,
wohnt allein in Brigittenau.

Und jeden Tag beim Billa,
seh ich die Camilla.

Sie ist so anders, wie alle, die ich kenne,
und wie immer ich es nenne,
bei dieser Sorte,
fehlen mir einfach die Worte.

Die Berta holt sich eine Leberkäs´ Semmel,
eine Flasche Tequila und filterlose Camel.
Und ihre Freundin, die verruchte Liz,
Brandy, Burbon, Whisky und einen Gin Fizz.
Nehmt euch ein Beispiel an der Samantha,
die trinkt nur Kamillentee und Fanta.
Die hässliche Gudrun sieht aus wie die Mutter von Theo Weigel,
ausgerechnet sie hat auf mich geworfen ein Eigl,
unter den Achseln tummeln sich Flöhe in der Mähne,
beim Lächeln zeigt sie ihre schiefen Zähne.

Ganz schlecht verstehe ich aber die Stefania,
nun gut, die kommt ja aus Albania.
Und die Zulaikha verstehe ich überhaupt gar nicht,
die hat immer einen Schleier vorm Gesicht.

Und die Gwendolyne,
ist nicht ganz allein.
Spricht mit sich selbst zwischen den Regalen,
und will bei der Kassa niemals zahlen.
Sagt, sie war nur schauen,
und will drei Kisten Bier unter der Weste klauen.

Das meiste Trinkgeld gibt die Verena,
immer einen Fünfer – manchmal einen Zehner.
Hingegen von der Jenny,
seh ich nie einen Penny.

Die Natur verbundene Luise,
braucht nur Grassamen für die Wiese.
Und die kränkliche Rita,
einen Regenschirm beim Gewitter.

Am schlimmsten ist die Roberta,
wenn sie kommt mir ihrer Freundin, der Herta.
Die kudern und kichern und lassen sich nicht abwimmeln,
da beginnt die Milch in den Regalen zu schimmeln.
Den Laden betritt die damenhafte Fabiola,
im Winter mit Hut, Handschuhen und einer Stola.
Dahingegen kommt im Sommer die pralle Simone,
immer oben ohne.

Beim Reden kennt die Carmen,
absolut kein Erbarmen.
Sie quasselt an der Kassa in einer Tour,
würde ich sie nicht stoppen, wäre es 23.00 Uhr.
Jedoch viel schneller,
geht’s bei der Antonella,
hat keine Zeit für ein Geplänkel,
und geht mir nie auf den Senkel.

Hingegen hängt mir die Marianne raus zum Hals,
seit ich sie flach gelegt, in ihrer Wohnung in Hernals.
Und lädt mich immer ein zum Dirty Dancing,
in ein arges Lokal, in Wien Penzing.
Dort ist es sehr pervers,
darum lass ich weg – diesen letzten Vers.

Und jeden Tag beim Billa,
seh ich die Camilla.
Zu ihr fällt mir ein kein Reim,
darum lass ich es nun sein.