Beitrag Krachmann 15.10.2011

Reinhard Mechtler

Herr P. sperrt das Eingangstor auf und geht automatisch zum Post­kasten um XX das belanglose Papier, wie Werbung, Verständigungen über abstruse Gewinne und sonstigen Schriftverkehr sofort bei dem im Vorraum angeordneten Mistkübel zu entsorgen. Nur hie und da fischt er sich einen Bankauszug heraus, der von Interesse ist. Üblicherweise ist der Post­eingang eine Ansammlung von Altpapier. Heute jedoch erregt ein gelber Zettel seine Aufmerksamkeit. Wie er nach kurzem Studium feststellt ist dieser eine Benachrichtigung des Briefträgers, der am heutigen Tage versucht hat, etwas an ihn zuzustellen und zufolge des Nichtantreffens eine Verständigung hinterlegt hat.

Nach weiterem kurzem Studium des kleingedruckten Zettels ist erkennbar, dass diese Verständigung offensichtlich ein Päckchen betrifft. Die Adresse des Postamtes sowie die Öffnungszeiten sind beschrieben. P. stutzt, denkt nach, was dahinter verborgen sein könnte. Bisher bekam er nur selten eine solche Verständigung. Diese waren im Regelfall unangenehme Nachrichten. Nach weiterem kurzem Nachdenken und nach Erreichen seiner Wohnung kam ihm der Gedanke, dass das Päckchen möglicherweise das, was er vor zwei Monaten bestellt hatte, beinhalten könnte.

Auf Grund des zeitlichen Zurückliegens von mehr als zwei Monaten, hatte er bereits vergessen, sich daran zu erinnern und die Bestellung aus den Augen verloren. Nach Studium der Öffnungszeiten stellte er fest, dass er nur am nächsten Tag, knapp vor dem Ende der Öffnungszeit, das Päckchen beim Postamt abholen kann, da alle anderen Termine durch seine sonstigen Aktivitäten blockiert sind.

Bereits für den nächsten Tag bereitete er sich sorgfältig vor. Er kontrollierte, er ob er einen Ausweis mithatte, der ja vorgeschrieben war, ob die Adresse für ihn auch die gleiche war, an die er sich bisher erinnert hatte und ob die Öffnungszeiten auch wirklich dem entsprachen, wie er dies in seinem Terminkalender eingetragen hatte.

Im selben Moment als er die Adresse erreichte, musste er feststellen, dass seine spätnachmittägliche Zeitplanung vielleicht doch nicht halten würde.

Bereits vor dem Postamt wartete auf der Strasse eine Schlange von potentiellen Kunden, die alle noch kurz vor Schalterschluss die Dienste der Post in Anspruch nehmen wollten. Die hektischen Blicke und die Körpersprache der Wartenden zeigten die Ungeduld und die Unzufriedenheit mit der Situation. Sobald sich P. in der Reihe angestellt hatte, wurde er mit einer Vielfalt von Meinungen, Beschwerden und Anmerkungen zu dieser Situation konfrontiert. Aussagen, wie „Die sind unorganisiert, die sind unterbesetzt, warum muss die Dame mit Hut gerade 5 vor 6 ihr ­Paket abgeben?“ waren noch die harmlosesten Bemerkungen. P. fragte sich auf Grund des Fortgangs, ob er am heutigen Tage noch die Gelegenheit bekommen würde, das Päckchen abzuholen.

Endlich hatte er im Rahmen der Schlange den Schalterraum erreicht und sah, dass zwei Postbedienstete einer stoisch, eine sichtlich genervt, versuchten, die Wünsche der Kunden zu bearbeiten. Offensichtlich war die Bearbeitungszeit der einzelnen Kunden nicht von den Bearbeitern abhängig.

Mitarbeiter von Firmen brachten Wäschekörbeweise Post mit zuge­hörigem Zettelwerk.

Dies wurde rasch und umgehend abgearbeitet. Eine Privatperson kam mit einem Einschreibbrief und musste erst über das Ausfüllen des zugehörigen Reco-Zettels informiert werden. Kleine Missgeschicke, wie Absturz des Computers der einen Postbediensteten, oder die Anfrage einer älteren Dame „Wie viel kostet dieser Brief?“, Antwort: „ 62 Cent.“, „Das ist mir zu teuer!“ hatten unwesentlichen Einfluss. Kurz bevor P. an den Schalter kam, trat der eine Postbeamte zum Eingang und schloss die Tür zum Schalterraum. Somit war P. klar, heute würde er noch sein Päckchen bekommen.

Endlich war P. an der Reihe. Er legte seinen Ausweis vor, der Postbeamte zeigte keine Reaktion, ging zu seinen Schränken, suchte etwas länger und kam mit einer grauen Schachtel und einer Etikettierung des Päckchens hervor. Eine Unterschrift und schon hatte P. das Päckchen. Die Vorgangsweise zum Verlassen der bereits verschlossenen Schalterhalle wurde ihm zum Abschied kommuniziert, sodass er ohne Schwierigkeiten das Postamt verlassen konnte.

Erstaunt über sich selbst, dass er trotz der halbstündigen Wartezeit nicht die Geduld verloren hatte, ging P. gelöst nach Hause. Das tägliche Ritual zum Postkasten brachte keine neuen Erkenntnisse und er ging nach oben um, wie jeden Tag, Abendessen Zeit im Bild, Sport, eventuell Krimi lesen, schlafen gehen zu beginnen. Das Päckchen legte er auf seinen Tisch. Sein anfängliches Interesse war geschwunden, da offensichtlich die freudige Erwartung, die er im Zuge der Bestellung gehabt hatte, sich jetzt nicht mehr einstellte. Nach dem Abendessen, P. leistete sich heute ausnahmsweise 2 Achtel Rotwein nach dem Bier, ging er zu seinem Tisch. Nachdem die Nachrichtensendung noch nicht angefangen hatte, öffnete er das Päckchen. Dieses war gut verschlossen. Innerhalb der Außenhülle befanden sich zum Schutz Styroporflocken, danach kam die Schachtel zum Vorschein. P. öffnete die Schachtel und fand als erstes, oben liegend, die Gebrauchsanweisung. Üblicherweise liest P. keine Gebrauchsanweisungen, da er dies als unnötig empfindet, doch nachdem dies mit roter Schrift auf weißem Papier verfasst wurde, dachte er sich, vielleicht ist dies sinnvoll und die Bedienung wesentlich komplizierter, als er sich das ursprünglich gedacht hatte.

 

Sehr geehrter Kunde,
vielen Dank, dass Sie sich für ein Produkt unserer Firma entschieden haben. Wir hoffen, dass Sie viele Freude in Zukunft damit haben werden. Bevor Sie das Gerät in Betrieb nehmen, ersuchen wir Sie, die nachfolgende Gebrauchsanleitung genau zu studieren, damit Ihre Erwartungen auch erfüllt werden. Wenn Sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind, können Sie unter www.ding.com die zugehörigen Gebrauchsanweisungen in insgesamt 21 Sprachen abrufen. Aus Gründen des Umweltschutzes ersuchen wir jedoch unter dem Titel „think before you print“ auf ein Ausdrucken nach Möglichkeit zu verzichten. Für den Fall, dass Ihnen die nachfolgende Schrift zu klein ist und Sie dies nur schwer lesen können, empfehlen wir Ihnen, diese Unterlage mit einem Kopierer zu vergrößern, damit Sie Nachfolgendes genau lesen und studieren können.

Inbetriebnahme:
Das nachfolgende Produkt ist für den Transport mehrfach geschützt, sodass die Qualität auch bis zum Auspacken erhalten bleibt. Wir ersuchen Sie, die zugehörige PE-Folie in die gelbe Tonne zu werfen, die zugehörige Schachtel in die rote Tonne für Altpapier. Die Styroporflocken sind Sondermüll, wir ersuchen Sie daher in weiterer Folge, dies ordnungsgemäß auf den zugehörigen Mistplätzen zu entsorgen. Allfällige Informationen für die richtige Entsorgungstätigkeit finden Sie bei den zugehörigen Dienststellen Ihres Wohnortes.

Das bestellte Produkt ist zum größten Teil recyclingfähig. Auf Grund der langen Lebensdauer empfehlen wir Ihnen, die zugehörigen Recyclingrichtlinien vor Entsorgung des Produktes durchzulesen.

Installation:
Das vorliegende Produkt ist fertig ausgerüstet. Eine zusätzliche Installation ist nicht notwendig. Allfällige Ersatzteile, für den Fall einer Abnützung finden Sie unter www.ding.com und können dort bestellt werden.

Sonstige Sicherheitshinweise:
Für folgende Fälle übernehmen wir unter anderem keine Gewähr­leistung:

Bringen Sie dieses Produkt nicht in Kontakt mit Wasser (Salz- und Süßwasser)
Das Produkt ist für eine Einsatztemperatur von -40 bis +80 Grad geeignet.
Das Produkt ist für den menschlichen, aber auch tierischen Verzehr nicht geeignet. Bitte achten Sie darauf, dass dieses Produkt nicht in die Hände von Kleinkindern kommt.
Wir weisen darauf hin, dass bei einer weltweiten Nutzung dieses Produktes möglicherweise religiöse bzw. politische Motive gestört werden. Wir empfehlen daher das Studium der zugehörigen politischen und religiösen Landschaft, wenn Sie dieses Produkt außerhalb Ihres eigenen Wohnbereiches verwenden.
Im Falle von höherer Gewalt, z. B. Flugzeugabsturz, Vulkanausbrüche und Taifuns lehnen wir jegliche Gewährleistung und Ersatz für das Produkt ab.

Gebrauchsanweisung:
Zum Einschalten des Produktes drücken Sie den roten Knopf, zum Ausschalten des Produktes drücken Sie den schwarzen Knopf.

In der Hoffnung, dass Sie mit dem Produkt zufrieden sind, stehen wir für Ihnen allfällige Auskünfte unter www.ding.com zur Verfügung.