Das Ding an sich

Stefan Wurst

Liebe Krachmänner, Krachfrauen, Krachtrinen, Krachtransen, Krachs und überhaupt!
Zuallererst natürlich: LIIIIIIIIIIIIIEBE JURY!

Leider kann ich auf Grund eines familiär gebotenen Termins heuer nicht bei Euch sein und – wie gewohnt – mitkrachen.

Mein unmaßgeblicher Beitrag, den übrigens bereits zahlreiche überaus bedeutende Persönlichkeiten aus der Kulturbranche als pulitzer- und nobelpreisverdächtig eingestuft haben, – dies soll aber die Jury natürlich in keiner Weise auch nur irgendwie beeinflussen – ist heuer in Reimform zusammengeschustert und ringt Euch hoffentlich das eine oder andere Schmunzeln, wenn ich vermessen sein und auf mehr hoffen darf, auch den einen oder anderen Lacher ab.

Ich danke jedenfalls Stefan und Lady Sabina Loicht für ihre Gastfreundschaft und die Organisation, entschuldige mich bei Euch für meinen Glanz (den ich heuer durch Abwesenheit bewerkstellige) und wünsche Euch ein wundervolles Krach-Treffen!

Die zauberhafte und hochintellektuelle sowie kunst- und kulturbeflissene Jury sei an dieser Stelle (schleim, schleim!) auf das Besonderste gegrüßt und ihres Einschlusses in meine Abendgebete versichert.

Gut Krach!
Stefan

Das Ding an sich bemerkt ein Mann,
lang, bevor er laufen kann.
Wenn er auch zu dieser Zeit,
ein Säugling ist und dauernd schreit,
(den Eltern kürzt so manche Nacht,
und nur die Windeln voll sich macht,)
er weiß genau, das Ding an ihm
ist irgendwie – schon sehr intim.
Es hängt an ihm, ist einfach dran,
ist schlicht nur da – und leider kann
er viele, lange, öde Jahre
nicht erseh´n, wie man verfahre
mit dem Ding, auf dass es spende
höchste Freuden – ohne Ende.
Wenn er dann – zumeist ganz plötzlich –
erkennt, wofür und wie ergötzlich
das Ding an sich er nutzen muss,
da bringt es ihm auch gleich Verdruss!
Zwar ist es wohl in dieser Zeit
von großer Zuverlässigkeit,
doch misst man es an seiner Länge
sind all die gnadenlosen Zwänge,
die es einem auferlegt,
und zwar ständig – unentwegt –
ein hoher Preis, den er bezahlt
dafür, dass nun sein Hirn verstrahlt,
gesotten, dumpf und ohne Sinn
im Kopfe wabert vor sich hin.
Der Junge ist in diesem Alter
ein Sich-dumm-und-blöd-Verhalter,
läuft den Röcken hinterher,
versteht die Welt und sich nicht mehr!
Es folgen Zeiten düst´ren Bangens,
zu- und abnehmenden Verlangens,
bis er schließlich – etwas leiser –
mit den Jahren nunmehr weiser,
schluss- und endlich sich vermählt,
auf dass das Ding ihn nicht mehr quält.
Doch wenn wir dann noch weiter seh´n,
sieht man, er kann nicht versteh´n,
dass das Ding, das ihm gehört,
noch immer seine Ruhe stört.
Denn recht schnell bemerkt er dann,
dass nun auch als Ehemann,
ob der vielen Sorgen, Pflichten,
keineswegs und auch mitnichten,
das Ding, das glaublich ruhig gestellt,
sich ko-operativ verhält.
Solchermaßen schlecht bei Laune,
entsteigt des Morgens er der Daune,
küsst sein Weib und seine Kinder,
ist er Landwirt, auch die Rinder,
Schafe, Schweine, Gänse, Enten,
denkt an Steuern, Raten, Renten,
hat den Kopf voll Plag´ und Sorgen,
und überlegt, „wo kann ich borgen?“
Doch mitten drin in dem Schlamassel,
sagt er sich – „ich hab´ a Massel,
denn mein Ding, das is´ ja prächtich,
und zeigen werde mein Gemächt ich
heute Abend fremden Frauen,
ach, was werden die wohl schauen!“
Dies nennt man freundlich „Midlife-Crisis“,
glaubt es mir, dass es ein Scheiß is´,
diese Zeiten durchzuleben!
Doch weiterführend Tipps zu geben,
fühle ich mich außer Stande,
denn, – dies sag ich bloß am Rande:
Wie bei Ringelnatz* der Harung*,
bericht´ auch ich nur aus Erfahrung!

*Die Zuschreibung ist natürlich falsch, erscheint aber stimmig, da der unbekannte Autor der ansonsten ja eher nicht so tollen Ballade von der Flunder diese geniale Wortschöpfung irgendwo geklaut haben muss.