Sentivas Round

Bernhard Mitterer

Sentivas Round, Stadt der Gegensätze. Für viele Menschen, lebten sie hier oder kamen sie von weit her, war Sentivas Round eine Stadt wie Vegas oder Bangkok. Hier gab es alles was sich ein Herz zu wünschen vermochte. Angefangen von einer Arbeit als Tellerwäscher bis hin zum schwerreichen Großverdiener. Angefangen von einem wundervollen Leben mit Familie und Garten bis hin zu einem Penthouse im Casinoviertel, aber auch zu einem tristen Unterschlupf links vom Abfluss der städtischen Abwasseranlage, gleich im Park neben dem Rathaus. Alles in Allem aber ausgeglichen. Normal. Eine normale Stadt für jedermann und Frau. Gemessen an anderen Städten dieser Größenordnung schien Sentivas Round nicht anders in normalen Dingen zu sein. Die meisten haben einen Job, viele haben Kinder und ein verhältnismäßig glückliches Leben. Manche wurden schwer reich, weil sie entweder hart arbeiteten oder Glück im Poker hatten. Das Geld fließt von hier nach dort immer im Kreis.

Für manche Menschen ist Sentivas Round jedoch etwas Besonderes. Nicht für jeden gleich besonders, immer anders besonders. Ein Herzschlag, der immer gleichmäßig schlägt aber doch verschieden ist in seiner Stärke. Wellen eines vorbeifahrenden Bootes, die gleichmäßig an den Strand spülen aber verschieden hoch mit der Zeit. Für den Menschen eine Welle in seinem Leben, ein Höhepunkt, den man nie vergisst. Aber auch ein Tiefschlag, so schmerzend, dass man ihn nie vergisst. Alles in Allen aber ausgeglichen über die Dauer des Weges.

Frank Sutonis Eltern waren Einwanderer aus Europa, die sich nach dem Krieg hier niederließen, weil sie glaubten, hier ein besseres Leben zu führen. Sie täuschten sich. Frank war noch klein, da machte er schon Schwierigkeiten, eine Menge sogar. Im zarten Alter von sechs fackelte er einen Süßwarenladen ab, weil er einen Tag zuvor nicht die schokoladnebonbons von seiner Mutter bekam und ihn der Verkäufer schadenfroh auslachte, als sie den Laden verliesen. Je älter er wurde, desto skrupelloser wurde er, was ihn mit 16 das erste mal in den Knast brachte. Die Elite der Bösartigkeit in dieser stadt wurde zunehmends aufmerksam und Frank Sutoni mauserte sich in der Unterwelt schnell. Es gab keinen noch so grausamen Job, noch so riskanten Job, den Frank nicht annahm. Heute jedoch sollten sich die Taten rächen, heute sollte Franks pendant der apokalyptischen Reiter ein Ende finden. Durch mich.

Lucys freund nannte sie immer, seine sahneschnitte. Klingt ein wenig abgedroschen, aber Lucy liebte diese Liebkosung ihres Freundes. Er drückte sie dann immer fest an sich und küsste sie auf die Stirn. An dem heutigen Abend möchte ich Deine sahneschnitte sein, wie du es in den letzten acht Jahren unseres Zusammensein noch nicht erlebt hast, dachte Lucy, und vielleicht schenke ich Dir noch ne Kirsche dazu. Der heutige Tag steuerte mehr und mehr auf den Moment zu, den sich beide schon seit langem ersehnten. Ihre Hochzeit, etwas ganz besonderes, in einer besonderen Stadt, an einem besonderen Ort. Die Stadt, Sentivas Round, der Ort, das in zwei Stunden neu eröffnende „Seawide“ Meeresmuseum, direkt am Rande des zweitgrößten Hafen im ganzen Land. Ihr Freund, Markus, der Leiter dieses Museum, wollte der Eröffnung noch eine Attraktion hinzufügen. Und diese Attraktion würde bombastisch werden. Lucy war schon fertig mit den Vorbereitungen und ging gerade die Treppen hinunter, um sich in das Taxi zum Museum zu setzen.

Chinesisches Buffet, Sushi. Es krampfte Nebus Geruchssinne derartig, dass er sich wünschte, der Behälter in dem er sich befand, würde platzen und Nebu könnte allein zum Ziel weiter. Da dies jedoch unmöglich war, versuchte er sich mit den Erzählungen seiner Mutter abzulenken. Sie erzählte oft vom weiten Meer, dem endlosen herumschweifen tief unter der Wasseroberfläche. Den anderen Meeresbewohnern, auf die man hie und da traf, den Robben nahe am Strand. Eines Tages wurde sie jedoch gefangen und in das Seereservoir „Sharkview“ gebracht, wo sie Nebu auch gebar. Das Reservoir war, liese man die Gefangenschaft außer Acht, dennoch nicht das schlimmste Schicksal, betrachtete man den Fahrer, des LKWs, der Nebu jetzt ins neue „Seawide“ brachte.

Nebu war noch jung, ein kleiner Haifisch. Die Trennung von der Mutter war tragisch, aber sie tröstete ihn, den sie sagte, je näher Du dem Meer bist, desto freier wirst Du sein. Und vielleicht, sollten die Umstände es erlauben, würden sie Dich von dort aus in die Freiheit entlassen und wie Weiten der See erleben. Plötzlich startete der Motor des Lieferwagens und die Fahrt ging weiter. Nebu beruhigte sich und die Neugier an das neue Aquarium und seiner möglichen Zukunft wuchs. Und allmählich verflog auch der Gestank des Todes aus seiner Nase, je weiter sie sich vom Buffet entfernten.

Mein Auftrag war einfach, auf dem Papier. Papier ist geduldig, wie man weiß, aber manchmal entwickelt sich ein einfacher Auftrag zu einem riskanten Unternehmen, der einem leicht das Leben kosten kann. Es wurde schon einige Male eng, ich kam Frank schon ein paarmal gefährlich nahe, so nahe, dass es mich fast den Kopf gekostet hätte. Erst letzten Monat, als ich Frank dabei half, in zehn Geldtransportern GPS und Sprengladungen zu verstecken, war es mehr als nur Glück, dass er mich nicht beim übertragen des Coup an meinen Auftraggeber erwischte. Lieber beobachtete ich ihn aus der Ferne, so wie gerade jetzt, von hoch oben. Hier im 37. Stock des Unternehmensgebäudes, wehte ein leichter Wind. Er kam von den Bergen und zog sich hinaus aufs Meer. Für meinen heutigen, abschließenden Auftrag, ein perfektes Wetter. Leichter Wind, klarer Himmel, viel Licht, übersehbares Terrain. Mein Gewehr lehnte bereit neben mir auf dem Sims des Dachgeschosses.

Ich beobachtete derweil noch mit dem Fernglas das Treiben, daß sich unter mir ereignete. Einige Geschäfte, eine Menge Lokale fanden sich dort unten. Dazu da, den Bewohnern Sentivas Round das zu geben, was es brauchte. Auf der einen Seite war Frank recht flexibel, wenn es darum ging Aufträge auszuführen. Auf der Anderen Seite brauchte Frank jedoch strenge Prinzipien, Regeln, an die er sich hielt. So auch seine gewohnte Route, die ihn durch die ganze stadt führte. Die Route begann vor seinem Haus am Stadtrand und lief bis ans andere Ende zum Hafen. Eine seiner Zwischenstationen war hier unten, am Sentivas Round Point, dem Zentrum der Stadt. Hier unten sollte ich es beenden, ihn erledigen, den Auftrag erledigen, hier in Sentivas Round.

Lucy fuhr gerade am Eissalon vorbei und ging in Gedanken nochmal den Hochzeitsablauf durch. Im Prinzip war alles organisiert, sie konnte anfangen, den Abend zu genießen, dennoch, etwas Nervosität blieb, wie das so ist an solchen Tagen ist. Aber ein Teil der Nervosität kam auch von etwas Anderem. Sie wusste nicht woher dieses Unwohlsein zu kommen schien, aber es war nicht das Bevorstehende Ereignis.

Dieses Unwohlsein war einfach nur da, um sie herum, so als würde sie von etwas immer mehr erdrückt werden. Ganz schwach, dass sie es fast nicht bemerkte. Es half auch nichts, wenn sie an ihr erstes Rendezvous mit Markus in diesem Eissalon dachte. Der Taxifahrer hatte gerade die Kreuzung Sengstreet – Gutsonriver passiert und sollte bald bei Sentivas Round Point vorbeikommen, wo es dann nicht mehr weit war, bis zum Sharkview.

Franks Stadtrunde dauerte schon etwa zwei stunden, was ungewöhnlich war, denn am Sentivas Round Point, war er meist schon nach einer Stunde. Wahrscheinlich musste einem seiner Schuldner mehr Nachdruck in Sachen Rückzahlungsplan geben.

Er ging gerade am Bistro vorbei, wo er sich normalerweise einen Cappuccino und ein paar Donuts kaufte und sich gemütlich im Round Point hinsetzte und beides mit Genuss verzehrte. Diese Konsequenz, die er in seiner Runde einhielt, war die Basis meines Plans ihn heute zu eliminieren. Ein Schuss, ein Abschluss. Das Wetter hatte sich entgegen der Vorhersage doch geändert, der klare Himmel war nicht mehr, einige Wolken verdecken den Vollmond, von Wind war keine Rede mehr. Es wirkte unheimlich, Stille breitete sich aus, wie die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm. Aber die Farben, die sich am Himmel abzeichneten passten so gar nicht in das Bild, wie man es sich von einem bevorstehenden Unwetter vorstellte. Lila, Rot und Blautöne mischten sich am Horizont und die Wolken versuchten sich in einem Ringelspiel um sich herum zu drehen, mit Sentivas Round Point im Zentrum. Eine düstere Stimmung entstand, rings um mich herum, auch die Sicht veränderte sich, wurde diesig und zunehmends unscharf. Ich konnte es mir nicht erklären, die Luft war trocken, wie es sich für gewöhnlich in Wüstengebieten verhielt. Was ich aber genau sehen konnte, war Frank. Am Sentivas Round Point. An diesem Platz war alles glasklar, besser als ringsherum. Verblüfft von dieser unglaublichen Wettererscheinung, musste ich meinen Plan etwas korrigieren, denn ein Schuss von hier oben war unmöglich. Deshalb beschloss ich zu Frank runterzugehen, ihm einen Donut abzuschnorren und ihn mit einer Giftnadel im Genick das Todesurteil zu vollstrecken. Ich packte zusammen und machte mich auf den Weg zum Lift. Diese alternative Vorgehensweise machte mich schon nervös, Frank war dafür bekannt, einen Riecher für Gefahrensituationen zu haben, besonders, wenn es ihn etwas anging. Etwa im 20ten Stock hörte ich auf einmal ein Grollen und fast war es so, als würde sich ein leichtes Beben durch den Erdboden ziehen, der sich auch auf das Gebäude und den Lift ausdehnte, was ich nun zu spüren bekam. Mein Magen meldete sich. Aber es war gleich vorbei und mir kam es vor, als bildete ich mir dies nur ein.

Der Truck mit Nebu an Bord bog gerade in den in den Sentivas Round Point ein. Nebu wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich plötzlich ein Stoß durchs Wasser ausbreitete. Der Truck musste stark bremsen, denn vor ihm reihte sich ein Taxi in dieselbe Spur wie der Truck. Das Taxi hatte einem Fußgänger ausgewichen, der ungeduldig und wahrscheinlich auch gedankenlos durch die Fahrbahnen drängte um ins Zentrum des Kreisverkehrs zu gelangen. Er verlor fast seinen Geigenkasten, als er sich knapp an einer Limousine vorbeischlängelte und sie leicht berührte. Nebus „Zwischenaquarium“ verschob sich durch den Ruck um etwa zwanzig Zentimeter, was ausreichte, um den Gurt aus seiner Halterung zu lösen und den Kasten gegen die vordere Bordwand schob. Der Trägheit gemäß bekam auch Nebu den Stoß heftig zu spüren, er wurde unsanft an die Wand geschleudert und verbog sich die rechte Schwanzflosse.

Lucys Taxi blieb mit einem Ruck stehe, weil der Fahrer einen abrupten Spurwechsel mit anschließender Vollbremsung machen musste. Warum konnte sie genau sehen. Ein Mann hatte sich etwas weiter vorne ohne Rücksicht einen Weg durch die Kolonne gebahnt. Das hatte noch gefehlt, dass es an diesem Tag noch Tote gibt, dachte sie. Der Druck, den sie spürte machte ihr ohnehin schon zu schaffen. Verärgert über die Situation schaute sie dennoch aus dem Fenster und erkannte die Welt nicht mehr. Es sollte doch ein wunderschöner Abend werden, aber der Himmel schien direkt der Hölle zu entstammen. Gewitterwolken türmten sich aufeinander, so angsterregend und dunkel, so als gäbe es keinen Morgen. Ein Raunen bzw. Grollen, hing schon seit einiger Zeit in der Luft, was der Nervosität nur noch mehr Zunder gab. Über Sentivas Round Point jedoch war der Himmel klar, keine Wolke. Im Gegenteil, es hatte dem Anschein, als würd sich ein Lichtkegel aus dem Himmel den Weg herunterbahnen, direkt in den seit Jahrhunderten erloschenen Geysir.

Sentivas Rounds Besonderheit lag auch darin, dass ihr Zentrum nicht wie „normalerweise“ das Rathaus war, sondern eine Erhebung im damals nicht besiedelten Land, sie sich als Geysir entpuppte, mit einem Durchmesser von genau fünf Metern.

Zu Beginn der Besiedelung gab er noch einiges an Wärme ab, was auch einer der Gründe war, dass eben hier eine Besiedelung stattfand.

Der Geysir war immer das Zentrum der Stadt, er hatte auf alles und jeden von jeher eine seltsame Wirkung, die sich nicht richtig in Worte fassen lies. Die Stadt wuchs Leute kamen, Autos wurden erfunden. Der Geysir verlosch allmählich, aber die Wirkung blieb und er wurde so etwas wie ein Wahrzeichen und blieb ein Zentraler Ort. Ein Kreisverkehr wurde darum gebaut. Jeder sollte die Faszination dieses natürlichen oder vielleicht auch nicht natürlichen Naturwunders sein. Sentivas Round pulsierte, die Wellen wurden stärker und das Zentrum sollte heute wieder eine Energieentladung erfahren, die lange schon darauf wartete, auszubrechen. Das Universum schien sich zusammenzuziehen, an diesem einen Punkt. Die Kräfte aus allen Ebenen fokussierten sich auf diesen Punkt, welche sich in einem Fest aus Licht und Energie entbündeln sollten.

Der Tag begann eigentlich so wie jeder andere. Jetzt um Mitternacht herum aber schien die Welt hier in Sentivas Round nicht mehr Welt zu sein. Irgendetwas ging hier fürchterlich schief, die Natur hob sich aus den Angeln. Und ich mitten drin. Knapp hätte mich ein Wagen gerammt, nur weil ich Frank nicht aus den Augen verlieren wollte. Ich kam lebendig hier im Park an und ging geradewegs auf Frank zu, er erspäht mich und sah mich voller Verwunderung an. Auch ihm schien es nicht zu entgehen, dass wir hier nicht mehr richtig waren. Rundherum war es dunkel, finster, nicht nur Nacht, sondern dunkel, fast schwarz. Die Wolken hingen so tief, dass ich glaubte, ihre Feuchtigkeit spüren zu können. Aber hier im Zentrum von Sentivas Round, besser gesagt, hinten beim Geysir, strahlte das Licht so hell als würde ein stetiger Blitz das Loch hinunterwinden. Das Grollen war weiterhin zu hören und einige kleine und weniger kleine Beben unter meinen Füssen, machten es schwer, dass Gleichgewicht zu halten. Mein Auftrag verlor immer mehr an Bedeutung, ich bekam ein Gefühl der Beklommenheit, um nicht zu sagen, mir wurde angst und bange und langsam war mir mein Leben wichtiger als alles andere. Und plötzlich ein Knall, der mir das Gehör raubte, ein Licht, dass mich erblindete ein Ruck, der mich umriss.

Und so nahm ein urzeitlicher Puls des Universums seinen Lauf, ohne Rücksicht auf jene Lebewesen zu nehmen, die sich auf diesem Knotenpunkt der energetischen Leitlinien des Alls befanden. Der langsam aber stetige Aufbau hier in diesem Knotenpunkt entfaltete sich unscheinbar, im Großen. Im Kleinen etwa so.
Sentivas Round als Epizentrum der gewaltigen Eruption zeigte sich in seiner ganzen Macht. Der Geysir schien das Licht und den Himmel, der es erzeugte regelrecht zu schlucken. Kein Stein blieb auf dem anderen, weil die Energie, die sich hier akkumulierte, zu Beben und Erschütterungen führte und alles aus den Angeln hob, was sich in seiner Umgebung befand. Der Sog der daraus entstand, riss die Kabine des Trucks komplett weg und schleuderte es in ein Stadtbekanntes Bistro, ehemaliges Bistro. Aus dem Truck flog gleich hinterher ein Aquarium mit einem kleinen Haifisch. Das Aquarium zerbarst im Flug und der kleine Haifisch segelte dem Geysir entgegen. Ein seltsamer Anblick wenn Flossen zu Flügel werden. Sich vor Glassplittern schützend, versuchte sich eine Frau im Hochzeitskleid, sie war gerade aus dem Taxi vor dem LKW ausgestiegen, hinter einen nebenanschwebenden Fahrzeug zu kauern. Sie hatte sich an der Türschnalle festgehalten, konnte aber nicht die Kraft aufbringen, sich so lange festzuhalten bis der Spuk vorbei sein würde. Sie entglitt dem Griff und wurde wie vom Schlag einer Geisterhand zu Sentivas Round Point getragen. Ihr Gesichtsausdruck war voller Panik. Sie konnte nicht verstehen, was hier vorging. Die Hochzeit konnte sie auf jeden Fall vergessen. Zwei Männer verschanzten sich am Point hinter einer Felswand, sie erkannten rechtzeitig, dass etwas vom Geysir ausging. Der Sog nahm an Heftigkeit zu, Bäume verloren außer Blätter fast alle Äste, kleinere wurden gleich ganz herausgerissen. Büsche und Bänke wirbelten im Chaos herum. Die Enttäuschung der beiden Männer war groß, als sie erkannten, dass auch die Felswand nicht standhalten würde, um ihnen ausreichend Schutz zu bieten. Stück für Stück zerbröckelte der Stein und immer weniger wurde die Barriere zwischen ihnen und dem Geysir. Sie lagen fast schon am Boden, als ein groteskes Bild über ihren Köpfen vorbeizog. Ein kleiner Haifisch mit weit offenem Maul flog über sie hinweg, fast als wäre die Luft sein Element. Weiter rechts kreuzte weißer Stoff ihr Blickfeld, darin befand sich eine Frau, die vor Angst schrie, mit der Hoffnung, ihr Schrei könne das ganz Chaos und den Tumult in etwas leichteres verwandeln.  Der Fels war weg und beide hielten sich nur mehr mit ihren Fingern an einem kleinen Vorsprung fest. Die Kräfte liesen dem einen nach und er hielt sich instinktiv an dem anderen an. Das hatte natürlich zufolge hatte, dass dieser beide nicht halten konnte und sie gemeinsam in den Sog des Geysirs gerieten und letztendlich wie die Frau und der Haifisch im Abgrund aus Licht und Energie verschwanden.

Ich kann nicht sagen, woher der Schmerz kam, der mich aufwachen lies, eigentlich war es egal, ich war froh, dass ich lebte, ich war überrascht, dass ich lebte. Bewegung fiel mir schwer, zumal mir meine Augen auch noch nicht so gehorchten, wie ich es mir wünschte. Ich konnte sie nur langsam öffnen und die Sicht verschwamm. Aber allmählich klärte sich alles um mich. Zuerst tastete ich mich ab, um zu sehen, ob ich Verletzungen davontrug, an die ich mich nicht erinnern konnte. Alles ok, bis auf zerkratzte Hände. Als ich mich beruhigte, versuchte ich den Blick zu heben und mich zu orientieren. Ich lag auf einem Diwan, etwas erhöht, das merkte ich, weil ich mich nicht sehr bemühen musste, den Kopf zu heben, um etwas zu sehen. Der Boden war glatt, sehr glatt, alles schien sich zu spiegeln. Die Decke des Raumes oder der Himmel, ich konnte es nicht genau definieren, war blau und hing etwa drei Meter über mir. Das machte mir ein wenig Angst. Nicht zu wissen wo ich mich befand, gar nicht wie daheim. Dann erblickte ich andere Personen, die genauso wie ich auf denselben Sitzgelegenheiten lagen wie ich. Bis auf eine Ausnahme. Einem riesigen Goldfischglas, etwa 4 Meter im Durchmesser. Darin ein kleiner Haifisch, der mich anblickte und ich das Gefühl hatte, er wollte mir was sagen. Des weiteren erkannte ich eine Frau, in einem zerfetzten Brautkleid, schmutzig und noch bewusstlos. Der Mann neben ihr, derjenige, dem ich es zu verdanken hatte, dass ich nun hier lag, weil er mich mit sich gerissen hatte. Frank Sutoni. Er lehnte auf seinem Ellbogen und lächelte mich verschmitzt an, so als wäre er schon länger wach, mit mehr Erkenntnissen als ich. Bis jetzt. Neben ihm mein Gewehrkoffer. Verdammt.

 

 

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