Vorwort

Binnen-I-vermeidendes Vorwörtchen
von Uli Winter

„Oooooooch....“ war die Einleitung zur Antwort, die mir weiland ein gewisser Seinereiner auf meine Frage gab, was Wunderliches es denn mit diesem Krachmannpreise auf sich habe. Was (damals) folgte, war eine weidlich euphorische, jedoch nicht minder sibyllinische Schilderung, die in mir die Vorstellung schuf, dass es sich um so eine Art jährliches Druidentreffen im geheimnisvollsten aller Karnuntenwälder handeln muss, ein zaubersaftgetränktes Literasutra im Omnium um den Goldenen Krachmann. Heute1 darf ich2 obiges „Oooooooch....“ als pure Koketterie des damaligen Preisträgers enttarnen, denn...

Hurra! Äch3 war DA!

Soll heißen: Es4 durfte miterleben, wie es ist, wenn sich Menschen unterschiedlichster Kracheur bar jeglichen Hohngezispels entspannt gebannt zu ritueller Inspiration und kollektiver Lustmaximierung versammeln, um Sprechblasen und Mägen mit balsamischen Labsalen kulina(h)risch zu füllen und Erloichtung5 zu erfahren. Die Legende6 Lügen zu strafen, hieße mit der Wahrheit leichtfertig umzugehen, denn7 es ist wirklich so:
Auch am XII.X.MMXIII folgten viele erlesen-famose Sprach- und Hachtalente8 dem IX. Rufe, ihre Gedanken und Worte dem unerhörten Vergessen zu entreißen und sich entfesselt dem diesjährigen Thema KREISVERKEHR in einer Variantenvielfalt hinzugeben, die ihresgleichen sucht, und zwar und wie (denn hier fand wahrlich die Textwerdung all dessen statt, was ich schon immer über das „Phänomen Kreisverkehr“9 wissen wollte...10 )!

In wahrlich magischer Stimmung wurde gegessen, getrunken, gelesen und gekürt; im Mittelpunkt die Worte (und was für welche!): Danke für ...

• „Slotonom“, .
• „Punkberater“
• „Bauernfunktionärspersönlichkeit“.
• „Einhornfürze“
• „Gedoktorinne“
• „Platzhirschkuh“
• „Augen-Tinnitus“
• „Marokkanerinnengasse“11

„und für lyrische Wortfolgen à la12

• „der Himmel schien direkt der Hölle zu entstammen“
• „Schule reinen Geschlechts“
• „neimodeanan Glumpat“
• „schmalziges Doppelkinn im Mostglas“
• „blaue Augen starren bloss“13
• „asphaltierte Darmschlinge“
• „in die Welt gegossen“
• „Futtertrog der Lust“
• „gehundertwässerte Erwin Pröll-Statue“
• „eingebildeter Kreisverkehr“
• „immer weiter zurück und immer kürzer nach vorn huschten“
• „sein Blick war entschlossen in eine Welt gerichtet, die keiner mit ihm teilte“
• „Blutzoll der Nachbargemeinde“
• „am regen Treiben der Triebe teilhaben“
• „überbürokratische Aufblähung“
• „Leitgestirn sprachlicher Vereinnahmung“
• „auf komplexe Weise multivers sexuell oder familiär verflochten“
• „fliegenschissartig schräg rechts über dem Punkt schweben“
• „Altachtundsechzigern bzw. -innen“14
• „ferngesteuerten Radrennbahn für FahrradfahrerInnenkinder“15

die ich16 tatsächlich alle17 bis jetzt nicht mit einem Kreisverkehr in Verbindung bringen konnte, sie jedoch von nun an stolz und aktiv in meinem Sprachgebrauch bewegen werde. Auch die durchgehend liebevoll gezeichneten Figuren18 lassen den Wunsch aufkommen, beim nächstjährigen Krachmannjubiläum der Rubrik „Was wurde eigentlich aus Fernfliegerkumpel Knorz, Kommerzialrat Fritz Füllenhals, Erwin Hoisner, Frank Sutoni und.. und.. und genau: dem Kinderwagenbeauftragten der Stadt Wien?“ ebenfalls ein Forum zu bieten.

Gratulation allen gekürten und gefühlten Preisträgern, devote Verneigung19 vor der konsequent wachen und unvoreingenommen feinfühligen Jury20 und schließlich meinen utiliteralistischsten (sic!) Dank an Sabina21 und Stefan22, die all das möglich machen.


1    eine unbestimmte Anzahl von Jahren nach jenem „Ooooooch“
2    saumseliger Zaghals, der sich bis dato nicht traute, auch nur eine einzige Zeile Selbstgeschriebenes einzureichen, nun jedoch die große Ehre hat, der erste weibliche, binnen-und-sonstige-i-vermeidende Krachmannvorwortschreiber sein zu dürfen
3    geflissentlich-zwanghafter Verweis auf meinen piefkonischen Migrationshintergrund
4    mein hedonistisches Ich
5    verzeiht, dass auch ich dem Reflex nicht widerstehen kann (aber das Wort ist trotz seiner allermundigen Niveauakrobatik einfach zu schön und bringt das Wohlfühlfluidum in der Casa Loicht ( © ORR Dr. Stefan Wurst/2009) zu gut auf den Punkt
6    „.... wunderbare, höchst unterhaltsame und hedonistische Veranstaltung“
(S. Slupetzky @ 20.09.2010/09:50 in DER KRACHMANN-PREIS 2009, S. 15)
7    beim Teutates!
8    man möge mir diese exklamatorisch anmutende Verehrungsbezeugung nachsehen, jedoch impliziert „Hach“ für mich nun einmal in aller Pathetik das, was mich tief beeindruckt staunen lässt
9    Jaaaaahaaaaa, auch diese Plagiattitüde habe ich einem der heurigen Krachmänner geklaut
10    ... naja..., sagen wir fast alles...
11    ha! (siehe Fußnoten 14 und 15)
12    Allah?
13    ich nehme an, dies war die lyrische Kernbotschaft meines liebsten Vierzeilers aller Zeiten...?
14    ein mutiger, dem Schimpfschmachschande-Binnen-I (( © ORR Dr. Stefan Wurst/2009) trotzender Gynozentriker?
15    noch so einer!
16    Pferdeknecht unter den literarischen Reitern
17    perfideste aller Fußnoten: es erwähnt hier absichtlich die Namen der jeweiligen Wortschöpfer nicht; möge sich in diesem Büchlein ein jeder selbst auf die Suche nach diesen Kleinodien begeben, denn es ist jeder der Texte absolut wert, (mindestens) noch einmal gelesen zu werden (HUGH!)
18    Figuren? Ach, was fasele ich denn da?!? Gemeint sind die HELDEN der Generation Krachmann
19    Kotau
20    O tapfere Fairness- & Qualitäts-Wächter, die nicht nur ihrer Wahlpflicht über jeden Zweifel erhaben nachkamen, sondern auch als dramaturgische Impulsgeber für manchen Frischwind gesorgt haben dürften
21    oh, was mag ich Dich doll!!
22    seit ich Deine Phantasie kenne, „den einzigen anwesenden Chinesen – der lispelt – „Punschkrapferl“ sagen zu lassen“, übe ich täglich, denn der Piefke (in mir) kann das (leider) auch ohne Lispeln nicht :‘(