Cuius regio, eius religio

Schausberger Bernhard

 

Ist zwar alt, aber echt cool und sollte ganz pragmatisch angewandt werden: gegebenenfalls alle vier Jahre eine andere Religion – hätte echt das Zeug zum Massenhype: man stelle sich vor Papa Häuplund tausende Fans die sich bei der Massentaufe in den Donaukanal stürzen. Halt Deppata! Du wohnst jetzt in Niederösterreich unter dem Fürsten Pröll , der dass sicher einem seiner Handlanger über-lassen hätte – ob es dann bei einem nassen Kreuz auf der Stirn bleibt, wissen freilich nur die Kardinalschnitten. Aber echt, heute nicht kleckern, sondern klotzen, auf den totalen Hype gehen. Ist ja auch schon eine alte Idee. Vater Rauschebart proklamierte den ultimativen Massenhype: Opium für das Volk – aus der Party ist dann dem Hörensagen doch nichts geworden.So simpel ist die Welt dann doch nicht – mit den Herrschern und abgegrenzten Territorien, welche die Welt in einen Zoo verwandeln. Wie geht man mit Nomaden, oder dem kleinen Prinzen (in territorialen Sinne der blondeste Anarchist, den es je gab) um. Man versetze sich in die achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts und sehe sich einer freundlichen, in einheitlichem weiss-grün gekleideten Schar gegenüber, die verkündet: „Hier regiert der SCR.“ Man hat also offensichtlich, ohne dass es mit Schlagbaum kenntlich gemacht wäre, ein anderes Territorium betreten. Und wird mit Erstaunen     feststellen, dass es sich um eine revolutionäre Erfindung handelt: den mobilen Gottesstaat: nicht einer hat noch ein „Rapid ist meine Religion“ vernommen, bevor er das Bewusstsein verlor.Wer mir folgen will, kann daraus lernen, dass Herrschaft auch immer eine Frage des Maßstabes ist: ein kleiner Satz des Prinzen zum nächsten Planeten, und der König kann seine tiefe Depression wieder alleine erleben. Die Vogelperspektive von Landkarten und Geschichtsbüchern ist ein wenig irreführend. So ist es beispielsweise wissenschaftlich erwiesen, dass der Durchschnittspariser, täglich die Dreifaltigkeit von „metro, bulot, dodo“ erfährt. Er wechselt also bei einer näheren Betrachtung dreimal täglich die vollkommene Herrschaft über sein Sein. Wer Zweifel hat, möge nach zwei Wochen Hitzewelle einmal die U1 auf- und abfahren, acht Stunden Katzenfutter verkaufen und dann im Fernsehsessel entschlafen. Und so trickreich wie es mit der Herrschaft ist, so trickreich ist es – siehe oben – dann natürlich auch mit der Religion. Es scheint, dass der Zenith der – aus eher sandigen Regionen – importierten Produkte überschritten ist. Naja, wen wundert es, ist doch der Sitz des zentralen Produktionsstandortes und der Marketingagentur in Rom. Man erinnere sich an frühe italienische Autos und denke daran, dass dieses Produkt zweitausend Jahre alt ist. Eigentlich ist das Thema damit umfassend erledigt – aber halt! Wir Österreicher wissen, dass es – hoffentlich weit jenseits des Schildes „Ende der Scheibe“ – eine Welt gibt, aus der solche kommen, die keinen sonntäglich mit Kümmel geschmurgelten Schweinebraten essen und kein Vierterl dazu trinken. Sich also der vollkommenen Herrschaft, dem sonntäglichen Diktat entziehen und somit bestenfalls Gäste bei uns sein können. Dort – nennen wir es doch das Reich ohne Schweinbraten scheint eine Welt zu sein, in der viel Murks passiert. Wenn man darüber etwas hört, dann knallt und rauscht es im Bildschirm und überreizte Männer mit Bart schreien etwas ins Mikrofon. Keine Souveränität, kein frisch rasierter Gusi, der einen Barroso mit einem freundlichen „Servas, Barolo!“ begrüsst. Aber irgendetwas war da noch – eh klar – die Wahnsinnigen haben das Erdöl! Die Mad Max Trilogie also eigentlich nur ein freundliches Kasperltheater, die Realität viel härter, viel unmittelbarer. Man stelle sich vor: im Reich mit Schweinebraten wird tränenreich über die gute alte Zeit diskutiert, als es noch den Umwelthunderter, 0,5 Promille und Benzinpreiserhöhungen gab – zwar drei skandalöse Sakrilege – aber trotzdem besser als die Zeit nachdem das Öl aus dem Reich ohne Schweinebraten versiegte. Dass es dazu kam, liegt daran das ein gewisser Georg W. Busch, ganz in der Tradition eines vormals bereits gestorbenen Georg A. Custer darauf vergaß, das auch solche ohne Schuhe am Fuß dennoch im Schädel ein Gehirn und an der Hand den legendären fünften Finger – genannt Daumen – tragen. Die Geschichten der Propheten sind in ständiger Aktualisierung. Vergesst nicht die Rubrik zu besuchen! Dieses Zitat ist auf der  Website des Islamischen Zentrums Münster e.V. zu lesen. Das mit der ständigen Aktualisierung scheint seine Richtigkeit zu haben, denn im Reich ohne Schweinebraten gemahnen Religionen und Territorien an den guten alten Fleckerlteppich der Großmutter im Waldviertel. Und weil die dort unten eben keine Realpolitiker sind haben sie auch die gutgemeinten Vorschläge der Briten und Franzosen nicht angenommen. Ein freundliche Stimme sagte ihnen im September am Flughafen: Bitte die durch Pipelines gekennzeichneten Zonen mit ihren Religionen nicht verlassen! Aber eh klar, g’scheiter sein und bumm!Cuius regio, eius religo – also worauf sollen wir hoffen? Aber bitte kein so düsteres Ende. Wie sagte es einer beiden Herren, die im schwarzen Anzug mit veralteten Porkpie-Hüten und Rayban-Brillen im Auftrag des Herrn unterwegs waren: „Everybody is doing flips and twists just to get into a genuine pair of American blue jeans!“1 „Geh’ in Dich – aber nimm’ den Hintereingang!“ (könnte von Luzifer sein, ist aber von Loicht).(Footnotes)1     Elwood Blues, Green Onions Tune