Über den Krachmannpreis

Wie der Krachmann – Preis entstand, wie er sich entwickelte und für was er heute steht

Es war im Sommer 2005, als uns Dr. Elmar Schübl, den ich als Verfasser eines Standardwerkes über den Universitätsbau in der zweiten Republik (bei dem mein Vater eine nicht unbeträchtliche Rolle spielte) kennen lernte, für ein paar Tage in unserem, damals noch frisch erworbenen Häuschen im Waldviertel besuchte.

An einem lauen Abend saßen wir unter meinem (ja, das ist wirklich meiner) Apfelbaum und ich erzählte ihm von den Real Scottish Highland Games, die mein großer Bruder jeden Herbst unter wirklich antibourgoisen Bedingungen auf einer Flußwiese im Kamptal zu veranstalten pflegte. Dabei ging es in erster Linie um ein verkühlungsförderndes Besäufnis mit ernüchternden Wettbewerben am nächsten Tage, bei denen Kurbelwellen hochgeworfen wurden, man sich auf Gestellen mit Strohsäcken verprügelte und ähnlich sinnfreien, aber durchaus nicht unamüsanten Kompetitionen.

Da ich der Meinung war (und bin), dass jeder Grund, sich mit Freunden im Herbst im Waldviertel zu treffen und ein gemeinsames Wochenende zu verbringen, ein guter ist, aber wir unserer Persönlichkeitsentwicklung doch Tribut zollen sollten und müssten, entstand an jenem Abend die Idee eines Schreibwettbewerbs. Der Name war schnell gefunden, denn erstens gibt es das Vorbild des Wettlesens, das den Namen einer großen Frau trägt und in einem unaussprechlichen Land stattfindet und zweitens waren wir wenigstens in der ersten Runde doch noch alle wilde Kerle.

Ermunternd war das erste Mal, was ursächlich mit dem Gewinner 2005, Victor Stehmann, zusammenhängt. Sein Beitrag war derart fulminant, dass jedem Anwesenden das Potential des Krachmanns schlagartig bewusst wurde und den Ehrgeiz der Teilnehmer so anstachelte, dass es kein Zurück mehr gab.

An dieser Stelle muss die Rolle der Juroren herausgestrichen werden: als Ersten darf ich Dr. Horst Christoph nennen, dem ich seit 1984 in einer Form verbunden bin, die zumindest auf meiner Seite weit über eine Bekanntschaft hinausreicht, da ich ihn immer als Vorbild, Inspiritation und väterlichen Freund wahrnehmen durfte und dies immer noch tue. Danke, Horst.

Dr. Elmar Schübls Rolle als Miterfinder ist schon beschrieben und als ausgewiesener Wissenschaftler darf die Erfindung nicht das Seine sein, somit war und ist er eine Bank als berufener Beurteiler, der in seinem Formulierungsreichtum das Wesen des Krachmanns stets auf den Punkt zu bringen weiß.

Daniel Ranner, ehedem 2006 für den von einem Bandscheibenvorfall geplagten Dr. Christoph eingesprungener Ersatzmann und seitdem fixer Bestandteil des Teams ist als weltgewandtes Korrektiv der Elfenbeinturmbewohner unverzichtbar geworden (wer, wenn nicht ein Friseur kann Geschwätz von Unterhaltung unterscheiden?).

Schließlich Mag. Andrea Wagner-Staritz, die uns einmal die Ehre als Jurorin gab (dies hoffentlich wieder einmal tun wird oder sogar vielleicht Beiträgerin sein würde) verlieh dem illustren Kreis der Bewerterinnen eine feminine Note, die wir ungern missen würden.

Es bleibt mir zu konstatieren, dass sich das Niveau der Beiträge kontinuierlich gesteigert hat, was auch aus dem Gewinnerbeitrag 2009 von Dr. Günter Nowak ersichtlich ist: die Bruhaha-Attitüde hat sich zu einem Anspruch gewandelt, der dem bezahlten Feuilleton würdig ist und darüber hinaus Gänsehaut erzeugt.

Ich möchte mich bei allen Teilnehmern herzlich bedanken und appelliere an diejenigen, denen immer wieder eine Ausrede einfällt, doch nicht abzugeben und aufzutauchen, ihre Scheu zu überwinden und darf zum Schluß meinen lieben Freund Reinhard Mechtler mit seinen – dem Krachmann zur Ehre gereichenden Worten -  zitieren:

„Ich glaube, dass wir alle von Stefan gefordert werden wollen, der uns an die Grenzen unserer Phantasie treibt und uns zwingt zu nicht all­täglichen Situationen Stellung zu beziehen. Wir alle müssen neue Kreativität entwickeln und werden aus dem Trott des Berufes, der täglichen Banalitäten und sprachlichen Sinnlosigkeit von Seitenblickekommunikation herausgerissen. Es ist eine auf höchstem Niveau stehende Gedächnisakrobatik, die bei allem Jammern und Wehklagen zufolge des Themas doch erheblichen Spaß bereitet, der durch die Form der Präsentation und Jurybewertung im gemütlichen Rahmen eine würdige Darstellung der Leistungen ergibt und somit ein Beitrag zu unserer aller Lebensqualität ist.“

Stefan Loicht, 2010