Jurystimmen

Dr. Horst Christoph, Dr. Elmar Schübl, Daniel Ranner

Krachmann 2011, das 7. Jahr

 

Eisengraberamt, 15. Oktober 2011: Diesmal gab es kein Jubiläum (was natürlich nicht heißt, dass wir nicht ganz ordentlich gefeiert haben), wir haben zwar heuer (erstmals) ohne große Irr- und Umwege den magischen Ort im Waldviertel gefunden und doch war es (aus Sicht der Jury, was das Verfassen der nachfolgenden Zeilen betrifft) das „verflixte 7. Jahr.“

Nach der traditionsreichen Grillerei, für die meisten auch diesmal der letzten in diesem Jahr, platzte die warme Stube praktisch aus allen Nähten, denn noch nie waren mehr Leserinnen und Leser und Gäste anwesend. Die dreiköpfige Jury hätte Verstärkung gebraucht, immerhin wurden 19 Beiträge verlesen – und das zum Thema „Das Ding an sich“!?!

Bei der Fülle an Beiträgen zu diesem hochphilosophischen Thema, von der sich die geneigte Leserin und der geneigte Leser dieses gewichtigen Büchleins bereits einen Eindruck machen konnte, gilt es an dieser Stelle, den vergnüglichen Abend schlaglichtartig zu beloichten und jene Beiträge hervorzuheben, die von uns mit höchst attraktiven Preisen (besten Dank an den „Schnäppchenjäger“) ausgezeichnet werden konnten.

Noch von der spätherbstlichen/früh winterlichen Waldviertler Kälte gebeutelt vermochte uns Christian Ondrak mit seinem Ausflug in Bob Marleys Heimat zu erwärmen. Wolfgang Weißensteiner bediente mit „Sein oder Fiction“ gekonnt das Krimi-Genre, und Victor Stehmann bewies mit „Der letzte Augenblick des Jure Mali“, warum er ein Fixstern im Krachmann’schen Universum ist. Zeitdiagnostisches, diesmal aus der (nieder-)österreichischen Provinz, und Reflexionen über die vom „Ding an sich“ nicht zu trennende Sinnfrage bot Stefan Loicht mit „Erklärungsbedarf“.

Lyrik (an und für sich liegt die Würze in der Kürze) gab Andrea Mödlin zum Besten. Es folgte eine Abhandlung von Yvonne Millard, die sich formal vom letztjährigen Beitrag der verehrten Gastgeberin inspirieren ließ. Michael Ducker verwöhnte uns mit einer spannenden Kriminalgeschichte, die tief im Philosophischen gründet, wie schon der Titel wortmächtig zum Ausdruck bringt: „Die Bedeutungen und Auswirkungen des Dings an sich im Vergleich zu seinem Wesen gezeigt an den Erlebnissen des Herrn Christenfels, der Larissa und des Abteilungsleiters“.

Harald Schmidt überzeugte mit einer märchenhaften Erzählung, die auch die Grimm’sche Sammlung bereichern würde. Stefan Wurst, der diesmal leider verhindert war, erfreute uns mit (männlich) Existenziellem in der meisterlichen Form eines kleinen Versepos. Peter Raunicher verlieh Wursts Hymne seine Stimme.

Ein anderer Ton klang in Reinhard Mechtlers Erzählung „Ohne Titel“ an: Es ist seine ausgeprägte Beobachtungsgabe, sein Blick für das Alltägliche und sein trockener Humor, der diese Ausführungen über das „Ding an sich“ so reizvoll machen. Aus diesen Gründen haben wir ihm den dritten Preis zuerkannt.

Der Aufsteiger des Jahres 2011 ist Bernhard Mitterer, der den Krachmann heuer das erste Mal beehrte und gleich für großes Aufsehen sorgte. Seine Reflexionen über das Ding an sich – „An sich rund“ –, und zwar im besten idealistischen Sinn, die wohl schon von Platon begeistert aufgenommen worden wären, wurden von uns mit dem zweiten Preis gewürdigt.

Vielversprechende Debüts auch von Michael Gassner (über die Schnittstellen zwischen Philosophischem und Banalem) und Helga Raunicher, die der Philosopha alle Ehre erwies.

Christian Weimann stellte seine schriftstellerische Begabung mit seinem Text wieder einmal unter Beweis. Er zählt zu jenen, die leider un­regelmäßig den Krachmann beehren, aber stets für Höhepunkte sorgen. In diesem Jahr war es  d e r  Höhepunkt schlechthin – und Weimann ist somit Gewinner des Krachmann-Preises 2011. Mit einem Text, der das heurige Thema auf jenen Punkt brachte, der Zweideutigkeiten ausschloss und sich selbst gleichzeitig ernst und ironisch nahm. Dass dieser Siegerbeitrag als autorisierte Stellungnahme des allseits geschätzten und hochverehrten Kardinals Schönborn durchgehen könnte, bleibe am Rande nicht unerwähnt.

Eine Premiere feierte heuer auch Max Loicht, der das „Ding an sich“ aus seinem lederrunden Universum heraus begründete und gemeinsam mit Sabina Loicht diese wichtigste Nebensächlichkeit überhaupt ins rechte Licht rückte; so erzielten die beiden mit ihrer Koproduktion ein klares 2:0. Günter Nowak, heuer leider ebenfalls verhindert, berührte mit seinen autobiographischen Ausführungen die Anwesenden tief; sein Beitrag wurde meisterhaft von Vitus Weh gelesen.

Andreas Gruber spannte mit „Wie alles begann...“ die Brücke vom diesjährigen Thema zu den ins Jahr 2005 zurückreichenden Anfängen des Krachmannes und sorgte mit seinen Beschreibungen für zahlreiche Lacher. Bernhard Schausberger, ein Autor der ersten Stunde, knüpfte an die Skurrilität der Anfänge an, in der Wissenschaftliches natürlich nicht zu kurz kommen darf. Und zu später Stunde trat mit Markus Steinbichler der Gewinner des Vorjahres in Erscheinung. Mit seiner Abhandlung „die eine oder andere überlegung zum alles und nichts sagenden thema...“ hätte er sich auf jeden Fall bei den Theologen ein (Ehren-)Doktorat verdient.

So bleibt der Dank an die Gastgeberfamilie und der Wunsch, dass es auch nächstes Jahr ordentlich kracht.